Erfahrungsbericht: Sinn und Unsinn von Fankauf

Sicherlich habt ihr von der Möglichkeit „Fankauf“ schon einmal gehört. Diverse Plattformen wie Fanbuy, fanslave etc. bieten Unternehmen diese Option an. Dabei haben diese Plattformen verschiedene Pakete für die unterschiedlichsten Social Media Kanäle: Man kann Facebook Fans kaufen, Google +1 kaufen und und und… Viele fragen sich wohl, was für einen Sinn das Ganze haben soll und ob solch ein Vorgehen korrekt ist. Neugierig wie ich bin, habe ich einen dieser Dienste einmal ausprobiert. Hier mein Eindruck.

Zunächst aber einmal eine grundsätzliche Frage.

Wie ist überhaupt Fankauf und wie funktioniert es?

Da gibt es also diese Portale, die Fankauf anbieten. Auf diesen melden sich Unternehmen und auch Internetnutzer, die ihre „Likes“ gegen ein paar Cent verkaufen wollen, an. Das Unternehmen wählt ein Paket aus. Zum Beispiel: 1.000 deutsche Facebook-Fans. Auf Fanbuy kosten diese 100 €, auf fanslave 151 €, wenn wir gerade bei den beiden sind. Für den Unternehmer rechnet sich das. Bevor er dafür einen Mitarbeiter abstellt, der die 1.000 Fans vielleicht in einem Monat generiert und mindestens 1.500 € kostet, bezahlt er lieber die 100-150 €. Also 0,10-0,15 € pro Fan.

Das Portal gibt dann seinen angemeldeten Endnutzern dieses Angebot weiter, bezahlt aber denen natürlich einen Teil dieser 0,10 €. Schließlich will man ja auch etwas daran verdienen. So genau weiß man aber in der Regel nicht, wie viele Endnutzer sich entschließen werden, gekaufter Fan dieser Seite zu werden. Man sitzt auch nicht vor dem PC und wartet bis der letzte Fan endlich da ist, um das Angebot wieder rauszunehmen. So kann es durchaus sein, dass es mehr als die bezahlten 1.000 Fans werden. Der Unternehmer freut sich.

Ist Fankauf ethisch vertretbar?

Nun, die Frage habe ich mir auch gestellt, bevor ich den Test gemacht habe. Ich habe mich gefragt, was denn im realen Leben so anders ist? Wird Claudia Schiffer denn nicht auch dafür bezahlt, dass sie in die Kamera lächelt und den Satz bringt „weil Sie es sich wert sind“?. Gibt sie nicht eventuell auch nur vor, „Fan“ eines Produktes zu sein, obwohl sie es wohlmöglich gar nicht ist? Schlileßlich hat auch beim Fankauf jeder Fan die Entscheidungsfreiheit. Er kann, muss aber nicht auf den „Gefällt mir“-Button drücken.

Mein Selbstest

Ich habe also im Fankauf nichts Negatives gesehen und mich auf die Suche nach einem Dienstleister gemacht. Bei fanSlave habe ich zunächst den Fantausch ausprobiert. Ich werde Fan deiner Seite, wenn du Fan meiner Seite wirst. Hat mir aber zu lange gedauert. Mehrere Wochen später hatte ich gerade einmal 31 Fans für meine Fanpage generiert. Zudem musste ich mich täglich einloggen. Dabei wurden mir jedes Mal nur 2-3 Seiten angeboten. Grundsätzlich kann man wie folgt kalkulieren: Pro 2 eigene Likes erhält man 1 Like zurück.

Bei dieser Fantausch-Aktion ist mir auch aufgefallen, was die Fanzahl eigentlich für Unternehmen bedeutet. Immer mehr Fans sollen es sein. Ein Verein wie Real Madrid beteiligt sich auch beim Fankauf. Trotz 28 Millionen Facebook-Fans. Warum? Die Konkurrenz aus Barcelona hat 31 Millionen. Da will man nicht hinten anstehen. Es kann nicht sein, dass die Königlichen deutliche weniger Fans haben als die Katalanen. Auch nicht auf Facebook.

Was mir bei fanSlave überhaupt nicht gefallen hat, war der fehlende Support. Mehrere E-Mails blieben einfach unbeantwortet. Da macht es die Konkurrenz um Fanbuy mit einem LiveSupport deutlich besser. Dennoch entschied mich damals auch nicht für diesen Anbieter, da im Netz negative Meinungen über den Geschäftsführer der Plattform kursierten. Da ich selbst keinerlei Erfahrung mit ihm machen konnte, werde ich mich auch nicht dazu äußern oder ihn gar verurteilen.

Fazit Fankauf

Ich habe letztendlich 1.000 internationale Fans (diese sind günstiger als deutsche Fans) für 31 € gekauft, wobei ich immer ein ungutes Gefühl dabei hatte. Bekommen habe etwas mehr als 1.400. Um herauszufinden, wie diese Fans dazu kamen, Fan meiner zu werden, schrieb ich einzelne Fans an und fragte nach. Ich wollte einfach wissen, ob sich da jemand in die Facebook-Accounts von Usern gehackt und in deren Namen massenhaft auf den „Gefällt mir“-Button gedrückt hatte. Leider hat sich keiner von diesen gemeldet, so dass ich davon ausgehe, dass sie selbst „geliked“ haben, jedoch nicht zugeben wollten, dass sie ihre Likes gegen Geld verkaufen.

Die Fans habe ich immer noch. Sie sind aber mehr oder weniger wertlos, da internationaler Herkunft. Ich könnte mit einigen nicht einmal kommunizieren, da aus Südostasien oder Saudi-Arabien. Die damaligen 85 € für den Fankauf deutscher Fans wollte ich aber nicht riskieren.

In Category: Social Media

Kawa

Show 8 Comments
  • Geldfritz 22. Mai 2012, 22:25 Link Reply

    Ich finde, dass der Kauf der internationalen Fans ein Fehlkauf war, da Du mit diesen nicht viel anfangen kannst. Hättest Du wenigstens deutsche Fans, so könntest Du mit diesen einige Versuche starten, was man an diese verkaufen kann. Ein Preis von 100€ für 1000 Fans ist auf jeden Fall etwas, was man vor allem als Unternehmen ruhig testen kann. Wie schätzt Du bisher die Aktivität oder Kaufbereitschaft der gekauften Fans ein, das würde mich interessieren.

  • Ali 22. Mai 2012, 22:40 Link Reply

    Mein Ziel mit den Fans war nicht unbedingt, mit diesen etwas anzufangen. Ich habe über 3 Jahre versucht, diese zu mehr Interaktion zu bewegen: Gewinnspiele, Aktionen, Umfragen etc. Auch die Einbindung von FB Connect, der FB Box etc. führte nicht zu mehr Fans. Alle Ratschläge von „Experten“ verfolgt. Bei über 50.000 angemeldeten Usern (meist unter 25 Jahren) hatte ich gerade einmal 400 Fans. Da hatten andere Seiten weitaus mehr. Bei mir ging es primär um die Zahl.

    Ich habe irgendwann aufgehört, Gutes für meine User zu tun (keine Aktionen). Ich kann schließlich keinen zu seinem Glück zwingen. Die sind m.E. happy mit dem Tool und wollen nur damit arbeiten.

  • Peter 23. Mai 2012, 18:58 Link Reply

    Ich sehe schon, an facebook und anderen sozialen Netzwerken führt einfach kein Weg vorbei. Ich habe noch nicht einmal eine gescheite facebook Seite für meine Webseite. So wie es aussieht muss ich wirklich mal daran arbeiten, bevor ich da an das Kaufen von Fans gehe.

    • Ali 23. Mai 2012, 19:12 Link Reply

      Nun ja, du hast sicherlich gehört, dass Facebook mittlerweile das drittgrößte „Land“ ist. Ein Land, indem ein Großteil deiner Kunden auch ist.

      Man kann sich bereits für 100 € eine Facebook-Seite erstellen lassen.

  • Sascha 27. Mai 2012, 11:44 Link Reply

    Letzte Woche bin ich auf eine Seite aufmerksam geworden, auf der man sich auch Facebook-Fans, Twitter-Follower & Co. kaufen bzw. tauschen kann. Auch hatte ich mich gefragt, ob es überhaupt Sinn macht, sich hunderte oder gar tausend Fans zu kaufen, die unter´m Strich mit Deiner Webseite oder Deinen Produkten überhaupt nichts am Hut haben. Wohl eher kaum… Aber: Stell Dir vor, Du bietest bezahlte Artikel an, schreibst also für ein paar Euros über andere Webseiten, Produkte u.ä. – Deine Auftraggeber sehen dann diese enorme Anzahl an „Fans“ auf Deiner Webseite und sind dadurch ggf. eher geneigt Dir einen Schreibauftrag zu erteilen. Das wäre so der einzige Vorteil, den ich beim Kauf von Fans sehen würde…

    • Ali 27. Mai 2012, 12:51 Link Reply

      Du hast natürlich absolut Recht. Ich will hier keine unsauberen Methoden promoten, aber für den Blogverkauf gilt auch dasselbe:
      Verkaufe Blog mit vielen Besuchern und 5.000 Followern bzw. Fans.

      P.S. Wo ich deine URL sehe, ich habe letztens für dich bei der Blog-EM gevoted.

  • Sascha 27. Mai 2012, 18:10 Link Reply

    Besten Dank! Dann will ich mal weiterhin hoffen, dass ich dort das Minimalziel (nicht als allerletzter rausfliegen) noch schaffe… 🙂

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